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Dickdarmkrebs

Bösartige Neubildungen des Dickdarms stellen bei Frauen die zweithäufigste, bei Männern die dritthäufigste Tumorerkrankung dar. Obwohl dank der Vorsorgekoloskopien erstmals ein Rückgang der Tumorhäufigkeit in Deutschland nachweisbar ist, erkranken jährlich noch etwa 60.000 Menschen an dieser Tumorentität.

Beim Dickdarm unterscheiden wir solche Tumoren, die sich im Bereich des mehr oder weniger frei im Bauchraum verlaufenden Dickdarms befinden, sogenannte Kolonkarzinome, von den im Enddarm lokalisierten Tumoren, die wir als Rektumkarzinome (Mastdarmkrebs, Enddarmkrebs) bezeichnen. Der Enddarm ist ein hochspezialisiertes Organ, welches zusammen mit dem Afterschließmuskel dem Menschen die Fähigkeit zum Stuhlhalten und zur willentlichen Darmentleerung vermittelt. Der übrige Dickdarm ist vor allem für die Wasseraufnahme aus dem Nahrungsbrei verantwortlich und damit für die Stuhleindickung. An der Aufnahme von Nahrungsbestandteilen ist der Darm kaum noch beteiligt.  

Die Behandlung von Rektumkarzinomen unterschiedet sich in vielerlei Hinsicht von der Behandlung von Kolonkarzinomen. In diesem Abschnitt wird nur die chirurgische Therapie beim Kolonkarzinom besprochen. Bezüglich des Rektumkarzinoms sei auf das entsprechende Unterverzeichnis verwiesen.

Die meisten bösartigen Dickdarmtumoren entstehen aus gutartigen Vorstufen, aus Darmpolypen, die wir auch als Adenome bezeichnen. Adenome können zum weit überwiegenden Teil im Rahmen einer Darmspiegelung abgetragen werden, wodurch das Risiko der Entartung beseitigt ist. Die meisten Tumoren treten sporadisch auf, das heißt, das heißt sie entwickeln sich nicht aufgrund eine im Erbgut festgelegten besonderen Disposition. Bei einem kleinen Teil der Tumoren liegen aber entsprechende Veränderungen vor, vor allem bei solchen, die sich im jüngeren Lebensalter entwickeln (Hereditäres Non-Polyposis-Karzinom (HNPCC, Lynch Syndrom). Auch die Familiäre Adenomatöse Polyposis (FAP), die sich durch das Auftreten unzählbarer Polypen im Dickdarm und anderen Teilen des Magen-Darm-Traktes zeigt, gehört zu den vererbbaren Erkrankungen.

Das Erkennen einer solchen Risikokonstellation ist vor allem wichtig, weil die Betroffenen auch Tumorerkrankungen in anderen Organen entwickeln können, weil auch nahe Verwandte des Betroffenen ein deutlich erhöhtes Risiko für entsprechende Tumorerkrankungen haben können und weil im Einzelfall die operative Strategie und vor allem das zu empfehlende Nachsorgeprogramm erheblich hierdurch bestimmt wird.

Neben diesen erblichen Tumorerkrankungen können auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen zur Entwicklung bösartiger Tumoren prädisponieren. Hierzu zählt zum Beispiel die langjährig bestehende Colitis ulcerosa.

Im nachfolgenden Kapitel wird zunächst nur auf die Behandlung der sporadischen Tumoren eingegangen, wobei die Grundsätze auch für viele der genannten Sonderformen angewendet werden.

Grundlage der operativen Behandlung von Dickdarmtumoren ist die En-Bloc-Entfernung des tumortragenden Darmanteils mit den dazugehörigen Blut- und Lymphgefäßen. Lymphgefäße transportieren Gewebewasser (Lymphe). Über die Lymphgefäße fließt das Gewebewasser durch Lymphknoten, die als Filter wirken. Da sich in der Lymphflüssigkeit aus der Tumorregion auch Tumorzellen befinden können, schützt die Filterwirkung dieser Lymphknoten den Körper vor einer diffusen Tumorausbreitung und ermöglichen auch bei Tumoren, die bereits in die lokalen Lymphknoten Tumorabsiedlungen gesetzt haben, durch eine korrekte Operation die Tumorheilung. 

Blut- und Lymphgefäße befinden sich im Bauchraum eingebettet in Fettgewebe. Das gesamte Paket aus in Fettgewebe eingebetteten Blutgefäßen, Lymphgefäßen und Lymphknoten ist von einer feinen Haut überzogen. Wir bezeichnen es als Mesokolon. Das Grundprinzip der operativen Behandlung von Tumoren basiert auf der en-bloc-Entfernung des den Tumor tragenden Darmabschnittes zusammen mit dem dazugehörigen Mesokolon unter Erhalt der feinen Hüllschicht. Wir sprechen von der Kompletten Mesokolischen Exzision, die wir mit dem Begriff CME (complete mesocolic excision) beschreiben beim Kolonkarzinom (siehe Abbildung) und entsprechend von der Totalen Mesorektalen Exzision (TME) beim Rektum.

Abbildung 1: Schematische Darstellung eines tumorbefallenen Darmabschnittes mit Mesokolon

Abbildung 2: Operationspräparat einer tumorgerechten Entfernung des rechtsseitigen Dickdarms

Wir führen Tumoreingriffe am Dickdarm nahezu ausnahmslos in minimalinvasiver Technik durch, entweder in Form der klassischen laparoskopischen Operationstechnik, bei der über einen Minischnitt eine Kamera und über drei weitere Minischnitte die Arbeitsinstrumente in den Bauchraum eingeführt werden oder in Form der roboter-assistieren Operationstechnik, bei der Kamera und die Roboterarme nach dem gleichen Prinzip in den Bauchraum eingebracht werden. Der Roboter ermöglicht in bestimmten Situation eine etwas besser Darstellung der relevanten Strukturen manchmal eine etwas präzisere Präparation. In allen Fällen wird dann einen Bergeschnitt benötigt über den das Darmpräparat aus dem Bauchraum gebracht werden kann, welchen wir in der Regel in der „Bikini-Zone“ knapp oberhalb der Schambeins anlegen oder auch im Bereich des Nabels. In besonderen Fällen können Tumoroperationen auch ausschließlich über einen Minischnitt durchgeführt werden [Rink et al. 2014, 2021].

Abbildung 3: Präzisionschirurgie durch Anwendung eines DaVinci Operationsroboters

Eine Teilentfernung des Dickdarms unter Erhalt des Enddarms führt glücklicherweise nur selten zu stärkeren Funktionsstörungen. So ist beispielsweise nach Entfernung der rechtsseitigen Dickdarmseite (Hemikolektomie rechts) nur in ca. 5% mit einer Erhöhung der Stuhlfrequenz auf mehr als dreimal täglich zu rechnen. Nach Entfernung des linksseitigen Dickdarms steigt Häufigkeit auf etwa 10%. In beiden Fällen kann die Symptomatik, wenn sie einen entsprechenden Leidendruck verursacht, gut medikamentös behandelt werden. Die Aufnahme von Nährstoffen wird durch eine Teilentfernung des Dickdarms nicht beeinträchtigt, solange nicht zusätzlich Dünndarm entfernt wird. Eine Ergänzung von Nahrungsbestandteilen durch Infusionen, Spritzen oder Tabletten ist damit in aller Regel nicht zu erwarten. Eine schließmuskelerhaltende Enddarmentfernung führt hingegen häufig zu einer deutlichen Veränderung der Darmfunktion, was auf der Seite zum Rektumkarzinom näher erläutert wird.

Unsere Spezialsprechstunde wird durch spezialisierte Fachärzte durchgeführt, welche in diesem Feld über eine langjährige Erfahrung verfügen.

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Portraitaufnahme von Prof. Andreas Rink

Univ.-Prof. Dr. med.
Andreas Rink

Leiter Sektion Minimalinvasive Onkologische Chirurgie

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Dr. med.
Jan Peter Neuhaus

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AC5
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Ausgewählte Publikationen

Rink AD, Vestweber B, Paul C, Vestweber KH: Single incision laparoscopic surgery for colorectal malignancy – results of a matched pair comparison to conventional surgery. Int J Colorectal Dis (2015) 30:79-85

Rink AD, Golubev V, Vestweber B, Paul C, Lang H, Vestweber KH. Oncologic long-term outcome of single-incision laparoscopic surgery (SILS) for colorectal cancer.  Int J Colorectal Dis. 2021;36(8):1751-8.