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Bauchfellkrebs ist eine sehr schwere Form der Krebserkrankung und betrifft jedes Jahr geschätzt mindestens 20.000 Menschen in Deutschland. Lange Zeit galt die auch als „Peritonealkarzinose“ bezeichnete Ausbreitung von Tumor entlang des Bauchfells als kaum therapierbar und nicht sinnvoll operierbar. Die moderne onkologische Therapie verfügt zwar heute über eine ganze Reihe von Medikamenten, mit denen Bauchfellkrebs behandelt werden kann. Leider kommt es im Verlauf jedoch oft zu einem Wirkverlust der Medikamente oder zu Nebenwirkungen, die eine Fortsetzung der Therapie unmöglich machen.

Grob existierten zwei unterschiedliche Formen von Bauchfellkrebs: Zum einen solche, bei denen der Tumor direkt aus Zellen im Bauchfell entsteht. Das primäre Peritonealkarzinom zählt zu dieser Gruppe wie auch das im Bauchraum entstehende peritoneale Mesotheliom. Weit häufiger sind aber Bauchfellkrebserkrankungen, bei denen sich Zellen von Tumoren anderer Organe im Bauchfell einnisten und ausbreiten. Wir sprechen von einer Peritonealkarzinose. Am häufigsten kann es zur Peritonealkarzinose bei Eierstocktumoren (Ovarialkarzinomen) sowie bösartigen Tumoren von Magen und Dickdarm (Magenkarzinom, Kolonkarzinom, Rektumkarzinom) kommen.

Das Ziel der Operation von Bauchfellkrebserkrankungen ist eine maximale operative Tumorentfernung, was wir als maximale „Zytoreduktion“ bezeichnen. Ein wesentlicher Teil des Eingriffs ist die Entfernung des erkrankten Bauchfells (Peritoneums), die sogenannte Peritonektomie. Das Bauchfell kleidet sowohl die Außenwand des Bauchraums als innerste Schicht wie eine „Tapete“ aus. Man spricht vom parietalen Peritoneum („äußeres Bauchfell“). Aber auch auf den meisten im Bauchraum befindlichen Organen findet sich auf der Oberfläche eine dünne Bauchfellschicht, das sogenannten viszerale Peritoneum. Das äußere (parietale) Peritoneum lässt sich mit einem elektrischen Messer von der Bauchwand abziehen, ohne dass dies zu einer Schwächung der Bauchwand führt. Das unmittelbar den Organen aufliegende viszerale Peritoneum kann nur teilweise von der Organoberfläche abgelöst werden wie beispielsweise an der Leber. Bei anderen Organen, zum Beispiel am Darm, kann das Bauchfell nicht unter Organerhalt entfernt werden. Hier müssen die betroffenen Organanteile mit entfernt werden.

Zur vollständigen Tumorentfernung ist daher oft ein sehr ausgedehnter operativer Eingriff notwendig. Dieser ist meist nur dann sinnvoll, wenn eine komplette Tumorentfernung möglich ist oder nur so minimale Reste verbleiben, dass diese realistisch durch eine lokale Chemotherapie (hypertherme intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC), s.u.) behandelt werden können. Bei Vorliegen von Fernabsiedlungen in anderen Organen ist die operative Behandlung der Peritonealkarzinose in der Regel nicht indiziert. Auch ist sie meist nicht mehr sinnvoll, wenn es nicht möglich ist, den Tumor komplett oder nahezu komplett zu entfernen. Dies kann beispielsweise bei ausgedehnter Tumorausbreitung entlang des Dünndarms der Fall sein, eine Situation, in der die operative Tumorbeseitigung nur durch komplette Entfernung des Dünndarms herzustellen wäre. In vielen Fällen kann dann, als Alternative zu einer systemischen Chemotherapie, eine Behandlung durch eine lokale Chemotherapie (PIPAC, s.u.) erfolgen.

Unter dem Begriff „Zytoreduktive Chirurgie und HIPEC“ verbirgt sich ein Behandlungs­konzept für Bauchfellkrebserkrankungen, welches aus einer maximalen operativen Tumorreduktion und einer in gleicher Sitzung intraoperativ stattfindenden heißen Chemotherapiespülung des Bauchraums besteht. Der Begriff HIPEC steht für Hypertherme IntraPEritoneal Chemotherapie. Die Chemotherapiespülung erfolgt mit einer Medikamentenlösung, die bei einer Temperatur von ca. 42° mit einer speziellen Pumpe gleichmäßig im Bauchraum verteilt wird. Durch die hohe Temperatur kann die Chemotherapie besser in kleine Resttumoren eindringen, die der operativen Tumorentfernung entgangen sein könnten.

Die Methode ist für primäre Tumorerkrankungen des Bauchfells, wie die sogenannten Mesotheliome, für die Behandlung von Magen- und Dickdarmkrebserkrankungen mit geringem Befall des Bauchfells sowie für bestimmte schleimbildende Tumorerkrankungen, die oft vom Blinddarm ausgehen und ein sogenanntes „Pseudomyxoma peritonei“ ausbilden können, sehr gut untersucht. Durch massive Schleimabsonderungen in den Bauchraum kommt es hier dann zu einer erheblichen Druckerhöhung und zur Kompression der Bauchorgane, was erhebliche gesundheitliche Probleme verursacht.

Bei den operativen Eingriffen zur maximalen Tumorreduktion handelt es sich fast immer um enorm große chirurgische Eingriffe mit Gesamtoperationsdauern oft von 8 Stunden und mehr. Die Indikation für die Anwendungen einer der oben genannten operativen Methoden stellt grundsätzlich ein interdisziplinäres Tumorboard.

Bei folgenden Tumorerkrankungen kann eine HIPEC sinnvoll sein:

  • Peritoneales Mesotheliom
  • Pseudomyxoma peritonei
  • Peritonealkarzinose bösartiger Dickdarmtumoren (Kolon- oder Rektumkarzinom)
  • Peritonealkarzinose bei Blinddarmtumoren (V.a. sog. „muzinöse Neoplasien“ des Blinddarms)
  • Peritonealkarzinose eines Magenkarzinoms (bei geringem Befall)

Die Indikation zur zytoreduktiven Chirurgie und HIPEC lässt sich immer nur individuell unter Berücksichtigung der Krankheitsvorgeschichte sowie des Ausmaßes der Tumorausbreitung stellen. Insbesondere beim Magenkarzinom ist die HIPEC nur bei einer gering ausgeprägten Peritonealkarzinose sinnvoll. Aus diesem Grunde stellen wir die Indikation zur HIPEC grundsätzlich in unserem interdisziplinären Tumorboard.

Bei der mit dem Begriff PIPAC bezeichneten Methode werden im Rahmen einer Bauchspiegelung in Narkose Chemotherapeutika im Bauchraum unter Druck vernebelt. PIPAC ist eine englischsprachige Abkürzung und steht übersetzt für „Druckinduzierte, intraperitoneale Aerosol-Chemotherapie“.

Das Aerosol ist ein Medikamentennebel aus Chemotherapeutika, das auch bei der konventionellen Chemotherapie zum Einsatz kommt. Der Chemotherapie-Nebel hat die Eigenschaft, sich hervorragend im Bauchraum zu verteilen. Zudem scheint der bei der Anwendung im Bauchraum herrschende Überdruck ein besonders gutes Eindringen der Medikamente in den Tumor zu bewirken. Die Methode wurde bisher vorwiegend bei Bauchfellkrebs (Peritonealkarzinosen) von Magen- und Eierstock-(Ovarial-)-tumoren sowie Dickdarmtumoren (Kolon- und Rektumkarzinom) angewendet. Insbesondere wird sie in Situationen eingesetzt, in denen die üblicherweise über die Vene verabreichten Chemotherapeutika nicht mehr wirksam sind oder wegen Nebenwirkungen nicht mehr gegeben werden können. Die PIPAC ist als operative Methode im Vergleich zu einer alleinigen Infusionsbehandlung zwar relativ aufwendig, insgesamt aber meist weniger belastend als eine intensive Chemotherapie, die über die Vene verabreicht wird.

Die PIPAC wird überwiegend bei fortgeschrittener Peritonealkarzinose eingesetzt. Eine Heilung der Tumorerkrankungen durch die PIPAC ist sehr unwahrscheinlich. Gleichwohl ermöglicht die PIPAC in vielen Fällen den Tumor mit geringen Neben­wirkungen sehr effektiv zu behandeln, was vielen Menschen mit fortgeschrittenen Bauchfellkrebserkrankungen zusätzliche Lebenszeit bei guter Lebensqualität ermöglicht.

Die Behandlung von Bauchfellkrebs sowohl mit der PIPAC als auch durch zytoreduktive Chirurgie und HIPEC ist immer eine Individualentscheidung. Wichtig ist für uns möglichst alles über den bisherigen Verlauf der Tumorerkrankung zu erfahren und wir müssen Sie persönlich kennen lernen um abschätzen zu können wie gut Sie welche operative Behandlungsmethode verkraften würden.

Wann ist die Sprechstunde?

Die Chirurgisch Onkologische Sprechstunde findet dienstags von 08:30 – 13:00 Uhr statt.

Wie melde ich mich an? Wie bekomme ich einen Termin?

Einen Termin in der Chirurgisch Onkologischen Sprechstunde können Sie bei Frau Frau Yilmaz, unter der Rufnummer Telefon: 0201 723 – 1111, vereinbaren.

Was muss ich mitbringen?

Wenn Sie bisher nicht in unserem Haus behandelt waren, benötigen wir alle Unterlagen zum bisherigen Verlauf der Tumorerkrankung. In vielen Fällen kann dies der aktuellste onkologische Arztbrief sein. Sind Sie bereits operiert worden, sind die Operationsberichte der vorausgegangenen Operationen hilfreich. Sind in letzter Zeit bildgebende Untersuchung durchgeführt worden (CT, MRT (Kernspin), PET u.ä.), so benötigen wir diese ebenfalls, um Doppeluntersuchungen zu vermeiden. In der Regel bekommt man diese auf einer CD, über die sie dann in unser System eingelesen werden können. Letztlich ist es auch hilfreich, wenn Sie uns – wenn vorhanden – aktuelle Laboruntersuchungsergebnisse mitbringen können.

Ansprechpartner

Sektionsleitung

Univ.-Prof. Dr. med.
Andreas Rink

Leiter Sektion Minimalinvasive Onkologische Chirurgie

Dr. med.
Karsten Tecklenborg

Oberarzt